EWIGI LIÄBI
Wie schön, wenn auch im guten Alter und nach einer schwierigen gesundheitlichen Zeit noch Irrungen und Wirrungen möglich sind.
Die Worte, die Gesungenen und die Gesprochenen, die mit Schwüren verbundene Hoffnung auf die Ewigi Liäbi entlockten mir bisher allenfalls ein mitleidiges Schmunzeln. Mahnt ja auch voraus ahnend der Kult-Song: „doch Garantiä chan ich diär keini gä, dass es für immer so wird si.“
Und jetzt hat sie mich doch erwischt. Gestern hat sie sich leise an- und eingeschlichen. Es waren weder Drogen noch Alkohol im Spiel. Einzig dem lauwarmen Kräutertee aus Mimis Garten darf vielleicht eine Wirkung nicht abgesprochen werden.
Sie tauchte auf aus einem Tumult von Fach-Büchern, Notizzetteln, skizzierten Strukturbäumen, Farbstiften, und verglimmten Zigarettenstummeln.
Mit geballter Kraft und mit frohlockenden Glückshormonen nahm sie Raum und breitete sich in meinem ganzen Körper aus. Lerninhalte erarbeiten, Schwerpunkte setzen, Vernetzungen visualisieren, Unterricht choreografieren.
Da spürte ich mich wieder ganz lebendig. Da war sie mir ganz nahe, meine ewige, beständige und erfüllende Liebe zum Lehrberuf.