Lieber heiliger Antonius

Als kleines Mädchen habe ich mir einen gewünscht. Einen bärig braunen mit hellbraunen Pfoten und Sohlen. Einen, der sich sanft und flauschig anfühlt. Der gerne schmust und geduldig zuhören kann. Einen Teddybär mit dem Knopf im Ohr. 

Zu gross der Traum für ein Arbeiterkind.

Heute, mehr als sechzig Jahre später, trage ich selber einen Knopf. Einen weissen Knopf am Oberarm. Einen wasserdichten Sensor zum Messen des Glukosespiegels. Der Knopf soll das Leben vereinfachen. Eine leere Versprechung. 

Heute Morgen verzweifelte Schwingungen und gedankliche Notrufe aus Schaffhausen ins All gesandt. Ich suchte drei Stunden lang nach meinem Messgerät für den Knopf am Arm.Auf der Stirn die kalten Schweisstropfen. Verlegt das Ding. Weiss nicht wo. Möbel gerückt. Matratze gekehrt. Ach, hätte dieses Gerät doch eine Suchfunktion, analog dem Handy.
Habe dann in der grossen Not zum heiligen Antonius gebetet. Er hat mich erhört. Jetzt muss ich ihm dann noch einen Obolus spendieren, sonst hilft er dann beim nächsten Suchen nicht mehr.
Es sind diese Gedanken, die mich ganz erschöpfen. Jetzt ist es so weit. Habe ich schon gespritzt, habe ich noch nicht gespritzt? Pille genommen? Wo ist meine Brille? Und wo das Messgerät? Von der Sache mit den Passwörtern gar nicht zu sprechen. Bald wird die alte Frau auch auf Enkelbetrüger reinfallen. 
Nun – Verlorenes wieder zu finden- das sind die Freuden vom Tag.